Unternehmen

Gefeiert

Am Anfang stand der Holzstoff

Papierfabriken haben ihre eigene Geschichte, die einen starteten direkt mit Papier, die anderen entwickelten sich aus Zulieferbetrieben. So auch die Papierfabrik Gebr. Lang in Ettringen, die ihr 125-jähriges Jubiläum feiert. Heute gehört sie mit 250 Mitarbeitern zu den erfolgreichsten Produktionsstandorten für grafische Papiere des finnischen UPM Konzerne


Das Jahr 1897, der Wirtschaftsmotor der sogenannten Gründerjahre arbeitet auf Hochtouren. In Augsburg und Schongau laufen die Haindlschen Papiermaschinen. Sie benötigen mehr Holzstoff, als sie selbst produzieren können. Die Gebrüder Lang, Michael und Georg, sahen ihre Stunde gekommen. Michael kannte sich aus mit Holz. Er hatte Erfahrung als Flößer auf der Wertach, als Holzmakler und mit einem eigenen Sägewerk. Um das Vorhaben einer eigenen Holzstoff-Fabrik zu realisieren, mussten umfangreiche Kanalarbeiten, der Bau eines Turbinenhauses und eines Schleifereigebäudes umgesetzt werden. Das Unternehmen hatte sogar das erste elektrische Licht in Ettringen. Im März 1897 lief nach einem Jahr Bauzeit die Turbine an und produzierte den ersten Holzschliff, der mit Pferdewagen zur Bahnstation Westeringen transportiert und von dort zur Papierfabrik nach Schongau geliefert wurde.

Ab 1899 wurde Holzstoff-Fabrik „Gebr. Lang“ nur noch von Michael Lang, geführt. Dieser wollte selbst Papier herstellen, um am boomenden Geschäft teilzuhaben. Mit der modernsten Papiermaschine, die damals gebaut wurde, und inzwischen ans

Stromnetz angebunden, produzierte das Unternehmen in der Silvesternacht 1910/1911 das erste Papier in Ettringen (Foto). Mit einem LKW wurde die Ware zu verschiedenen Verlagen bis nach München und wenige Jahre später über den Bahn- und Schiffsweg sogar nach Australien transportiert.

Ab Mitte der 30er Jahre führte die zweite Generation Lang das Unternehmen in Ettringen, das nach dem Krieg kräftig am Wirtschaftswunder partizipierte. Um dem steigenden Papierbedarf gerecht zu werden, wurde 1953 in ein Kraftwerk und 1956 in die zweite Papiermaschine mit 90 t Tagesproduktion investiert. Inzwischen beschäftigte das Unternehmen 190 Mitarbeiter und setzte bald auf den Rohstoff, der die Papierindustrie in Deutschland in Zukunft prägen sollte: Altpapier.

Ab 1963 wurde recycelt! Eine moderne Deinking-Anlage ging in Betrieb, die täglich 45 t Faserstoff lieferte 1970, 1983 und zuletzt 1999 wurden weitere Papiermaschinen gebaut. Seit 1987 ist das Unternehmen nicht mehr im Familienbesitz, zuerst als Teil von Myllykoski Oyj, ab 2011 Teil des Geschäftsbereichs Communication Papers des UPM-Konzernes. Dieser investierte in den Standort Ettringen. Die 1999 in Betrieb genommene PM5 für grafische Papiere war damals die weltweit

modernste Maschine ihrer Art. Auf einer Rollenbreite von 8,20 Metern und mit einer Gesamtlänge von 140 Metern ist damit die Jahreskapazität von 300.000 t möglich. Heute ist am Standort Ettringen nur noch diese Maschine in Betrieb, auf der täglich rund 800 t Papier für Zeitungen, Zeitschriften, Prospekte und Magazine produziert werden.