Arbeitswelt

GESUCHT

Der Wettbewerb um die Besten

Das Problem betrifft Bereiche der Wirtschaft. Die Rede ist vom Fachkräftemangel. Handwerk, Handel, Öffentlicher Dienst und Industrie konkurrieren um die besten Köpfe. Wer mit glanzvollen Produktnamen oder bekannten Berufsbezeichnungen aufwarten kann, ist im Vorteil. Im Zweifel schlägt Porsche Papier. Aber die Papierindustrie ist aktiv.


 

Einen Mangel an Fachkräften gibt es in der Papierindustrie sowohl im Bereich der gewerblichen wie der akademischen Berufe. Laut einer Ausbildungsplatzumfrage blieben im Jahr 2021 22 Prozent der 752 angebotenen Ausbildungsplätze unbesetzt. Dabei spielte nicht immer nur die Zahl der Bewerber eine Rolle, sondern auch deren Qualifikation. Als High-Tech-Branche braucht die Papierindustrie qualifizierte Mitarbeiter, die in der Lage sind, die anspruchsvolle Ausbildung erfolgreich zu durchlaufen. Nicht jeder hat das Rüstzeug dafür.

Papieringenieur-Studenten gesucht

Bei den akademischen Berufen sieht es ähnlich aus. Hier müssten jedes Jahr mindestens 40 junge Menschen an den Hochschulen und Universitäten ins Studium der Papiertechnik einsteigen, um den Personalbedarf der Unternehmen zu decken. Momentan sind es jedoch nicht genug Studierende, die an den Unis in Darmstadt und Dresden, der Hochschule München oder der Dualen Hochschule Baden-Württemberg das Studium aufnehmen.

Auch wenn also die absoluten Bedarfszahlen in der Papierindustrie im Vergleich mit Großkonzernen recht überschaubar sind, ist das Problem für die Branche virulent. Unternehmen und Verbände versuchen deshalb Hand in Hand mit zielgerichteten Maßnahmen im Kampf um die Besten Punkte zu machen.

Rund um den Schornstein

Während die Suche nach Auszubildenden im Wesentlichen »rund um den Schornstein« funktioniert und sich Unternehmen oft bei Schulveranstaltungen und lokalen Ausbildungsmessen präsentieren, läuft die Nachwuchswerbung für die Papieringenieure anders ab. Hier wirbt der Verband DIE PAPIERINDUSTRIE zielgerichtet auf Nachwuchsmessen wie Einstieg Abi, Stuzubi, Traumberuf IT und Technik und Horizon, die in großen Städten wie München, Karlsruhe, Mainz, Köln, Freiburg und Leipzig stattfinden. Die berechtigte Hoffnung ist die, dort auf technikaffine junge Leute zu treffen, deren Interesse man für die Papierindustrie als Teil der Bioökonomie wecken kann. Wo immer möglich werden Unternehmen, Hochschulen und Landesverbände eingebunden.

Auf folgenden Messen ist die Papierindustrie in diesem Jahr mit einem Stand vertreten:

HORIZON FREIBURG

26. / 27.03.22

Ansprechpartner vor Ort

Ansprechpartner auf den Messen ist meist Klaus-Jürgen Kubowski, der im Auftrag von DIE PAPIERINDUSTRIE junge Leute über die Ausbildungsmöglichkeiten informiert und aus eigener Erfahrung über die Arbeitswelt in der Papierindustrie berichten kann. Nach einer Papiermacherausbildung hat Kubowski zwei Jahre auf Schicht gearbeitet und im Anschluss an der Fachhochschule München Verfahrenstechnik mit dem Schwerpunkt Papiererzeugung studiert. Danach hat er 24 Jahre als Papieringenieur gearbeitet. Seit 10 Jahren arbeitet er als Freiberufler für die Papierindustrie, hält Seminare, z.B. am Papierzentrum Gernsbach, und wirbt auf Nachwuchsmessen für die Branche.

EINSTIEG ABI
Köln

01. / 02.04.22

Die Konkurrenz ist gross

Kubowski sieht die Konkurrenzsituation auf den Nachwuchsmessen durchaus realistisch: »Da sind fast alle Hochschulen, große Firmen wie BMW, Mercedes, Bosch oder Siemens, aber auch Bundeswehr, Polizei oder die Deutsche Flugsicherung – da steht auch schon mal das Cockpit eines Kampfjets auf dem Stand«. Um dort mitzuhalten, bedarf es der direkten Ansprache. »Auf die Frage ›Kennen Sie den Beruf des Papieringenieurs‹ antworten 99 von 100 mit Nein. Jeder benutzt Papier, aber fast keiner weiß, wie Papier hergestellt wird und wie vielseitig das Produkt ist.« Kommt er aber dann mit Interessenten ins Gespräch wird es konkret: Was macht ein Papieringenieur? Wie sind die Zukunftsaussichten? Welche Arbeitergeber gibt es und wo sind diese? Ist Papier nachhaltig bzw. umweltfreundlich? Was lernt man im Studium? Kann man auch ins Ausland gehen? Was verdient man nach dem Studium?

STUZUBI

München

08.10.22

Einladung in die Papierfabrik

Kubowski hat auf all diese Fragen Antworten und packt die Gelegenheit beim Schopf. »Wer wirklich Interesse hat, den laden wir ein, einen Tag lang eine Papierfabrik zu besuchen und im Gespräch mit jungen Ingenieuren deren Arbeitsalltag kennenzulernen.« Dass sich das lohnt, zeigen die Zahlen. Rund 25 Interessenten hinterlassen im Schnitt nach einem Messebesuch ihre Kontaktdaten und folgen der Einladung zu einer Exkursion. »Dort zieht dann das Gespräch mit den Praktikern und die moderne Großtechnik«, weiß Kubowski zu berichten.

TRAUMBERUF IT & TECHNIK

München

22.11.22