Die Rinde besteht aus der Borke, der äußeren sichtbaren Schutzschicht des Baumes, und dem Bast, der darunterliegenden Verbindungsschicht zum Stammholz. Beim Entrinden geht es darum, die relativ weiche und wenig widerstandsfähige Verbindung zwischen Holz und Bast mechanisch zu lösen. Die Güte der Entrindung hängt dabei stark von der Frische und dem Feuchtigkeitsgehalt des Holzes ab, also von der Einschlagszeit und den Lagerbedingungen. Trockenes Holz lässt sich erfahrungsgemäß schlechter entrinden als feuchtes Holz.
Warum muss die Rinde weg?
Die Rinde enthält im Gegensatz zum Holz kein Fasermaterial, das für die Papierherstellung verwertet werden kann. Hinzu kommt noch der dunkle Farbton der Rinde. Bleiben durch eine nicht 100%-igen Entfernung oder Aussortierung kleine Rindeteilchen im Prozess, sind Unreinheiten in Form von Schmutzpunkten im Papier vorprogrammiert. Dies führt natürlich zu einer deutlichen Minderung der Papierqualität.
Wie wird die Rinde entfernt?
In der Zellstoff- und Papierindustrie findet man hauptsächlich zwei typische Verfahren, die Einstamm- und die Mehrstammentrindung. Anlagen für Einstammentrindung sind meist Rotoraggregate, die als transportable Maschinen direkt im Wald durch die Forstwirtschaft eingesetzt werden oder auch als stationäre Anlagen in den Zellstoff- und Papierfabriken zum Einsatz kommen. Hier wird jeder Stamm einzeln in ein Schälwerkzeug mit rotierenden Messern gegeben, das sich durch gezielte Veränderung der Einstellungen dem jeweiligen Durchmesser des Holzstammes anpassen kann.
Die entfernte Rinde wird aufgefangen und der Verwertung zugeführt. Der Nachteil dieser Anlagen sind die geringe Durchsatzmenge und die auftretenden hohen Holzverluste. Effektiver wird die Rinde bei der Mehrstammentrindung in einer Entrindungstrommel entfernt. Diese großen und an den Stirnseiten offenen Trommeln können eine Länge von bis zu 60 Metern und einen Durchmesser von bis zu 5 Metern aufweisen. Sie werden liegend mit einem maximalen Gefälle von ca. 10 Grad mit maximal 10 Umdrehungen pro Minute betrieben. Aus Umweltschutzgründen – Minimierung des Wassereinsatzes – erfolgt dieser Prozess in der Regel nur noch als Trocken- und nicht mehr als Nassentrindung.
Das Holz wird hierauf eine Länge von ein oder zwei Metern gesägt und kontinuierlich der Trommel zugeführt. Unter ständiger gegenseitiger Reibung wandern die Holzprügel durch die geneigte und rotierende Trommel zur Auslaufseite bewegt. Durch die Reibung der Hölzer untereinander und an wellenförmigen Erhebungen an der TrommelInnenwand löst sich die Rinde vom Holz. Die Rinde wird über Schlitze in der Trommel ausgeschleust. Eine optimale Entrindung hängt vom Füllgrad in der Trommel und der Durchlaufzeit ab.
Alle entrindeten Holzprügel werden einer manuellen oder automatischen optischen Kontrolle unterzogen. Wenn notwendig werden diese einem erneuten Durchlauf zurückgeführt. Die Vorteile dieses Verfahren sind der höhere Durchsatz und der geringere Holzverlust gegenüber einer Einstammentrindung, dem das Schälprinzip zu Grunde liegt. Allerdings erzeugt der Entrindungsprozess in der Trommel einen hohen Geräuschpegel.
Was passiert mit der Rinde?
Die gelöste und aufgefangene Rinde wird vor Ort meist thermisch zur Energieerzeugung genutzt. Ein weiteres bekanntes Produkt ist der Rindenmulch als zerkleinerte, unfermentierte Baumrinde ohne besondere Zusätze. Es findet hauptsächlich als Bodenabdeckung für Garten- und Grünanlagen seine Anwendung. Der Mulch wird lose oder in Säcken an den Endverbraucher geliefert. Daneben wird die Rinde auch zu Rindenkompost als Torfersatz verarbeitet.