Industrie

TRANSFORMIERT

Hoffnungsträger Wasserstoff

Die Energiepreiskrise und die Befürchtungen einer unzureichenden Gasversorgung haben den Blick darauf verstellt, dass die Papierindustrie bereits auf dem Weg zur CO2-armen Produktion ist. Schlüsselthemen wie Wasserstoff, grüner Strom, Geothermie, Photovoltaik und industrielle Wärmepumpen werden in der Papierindustrie bereits umgesetzt.


© Essity

Der Einsatz sogenannter Breakthrough-Technologien, die völlig neue Produktionsmethoden in der Papierherstellung ermöglichen,  ist noch Zukunftsmusik. Mit der von einem breit angelegten Firmenkonsortium aus der Papierindustrie unterstützten Modellfabrik Papier in Düren soll jedoch genau diese Vision Realität werden. Bis es jedoch so weit ist, muss sich die Branche auf die Umstellung ihrer bestehenden Prozesse konzentrieren.

Strombedarf über die ganze Strecke

Fakt ist, dass die Papierherstellung über die ganze Produktionsstrecke Strom benötigt. Hinzu kommt für die Trocknung der Bedarf an Dampf und – z.B. in der Tissueherstellung – Wärme für die Direktfeuerung. Bei der Eigenerzeugung von Strom und Dampf setzen die Unternehmen schon seit langem auf hocheffiziente Kraft-Wärme-Kopplung. Rund die Hälfte der Energie liefern hier fossile Brennstoffe, wobei der Schwerpunkt beim Erdgas liegt. Alternative Brennstoffe tragen mit immerhin bereits rund einem Viertel zur Energieversorgung bei. Fremdwärme und Fremdstrom teilen sich das letzte Viertel, wobei der Energiemix bei deren Erzeugung zumindest zum Teil ebenfalls auf fossilen Brennstoffen beruht.

Etliche Unternehmen setzen jedoch – in großen und in kleinen Schritten – Projekte um, die ihre Abhängigkeit von fossilen Energieträgern reduzieren. So ist es Essity in einem Pilotprojekt gelungen, als erstes Unternehmen in der Papierindustrie im Werk Mainz-Kostheim eine Papierrolle CO2-frei herzustellen. Das Werk setzte dabei neben Strom aus erneuerbaren Energien erstmalig grünen Wasserstoff als Baustein für eine nachhaltige Produktion ein. Essity will hiermit zeigen, dass bei energieintensiven Unternehmen eine CO2-freie Produktion möglich ist.

Die Turbinen der neuen Gaskraftwerke der Papierfabrik Palm in Aalen-Neukochen und von UPM Nordland Papier sind das, was Fachleute als H2-ready bezeichnen. Sie sind für den Einsatz von Wasserstoff vorbereitet. Sobald dieser vor Ort verfügbar ist, kann er als Brennstoff eingesetzt werden.

Einen anderen Weg geht die Papier- und Kartonfabrik Varel. Sie setzt auf grünen Strom. Die PKV hat bereits 2019 ein Klimamodul in Betrieb genommen, das Windstromspitzen zur Dampferzeugung in einem Elektrodenkessel nutzt und dadurch den Einsatz von Gas im firmeneigenen Kraftwerk reduziert. Derzeit baut die PKV ihre Photovoltaik-Kapazitäten aus und will es auf eine Gesamtleistung von 7,9 Megawatt bringen.  Ein kleiner Schritt, aber wegweisend.