Nachhaltigkeit

Eingepackt

Marken setzen auf Papier

Papier kann mehr. Auch als Verpackungsmaterial. Immer mehr Markenartikler ersetzen daher Kunststoffverpackungen durch die nachhaltige Alternative aus Papier. Wir haben einige von Ihnen gefragt, was sie zu der Entscheidung bewogen hat und wie das bei den Kunden ankommt.


Gillette Venus
© P&G

Ihr Unternehmen hat sich öffentlichkeitswirksam für Papierverpackungen entschieden. Warum?

Die Neueinführung ist ein wichtiger Schritt der beiden Marken Gillette und Gillette Venus auf dem Weg zu unseren ambitionierten Nachhaltigkeitszielen bis 2030. P&G hat sich zum Ziel gesetzt, den ökologischen Fußabdruck durch gezielte Maßnahmen bei Verpackungen, Abfallau.ommen, Wasserverbrauch, Herstellungsverfahren und bei der Lieferkette schrittweise immer weiter zu verbessern. Konkret bedeutet dies, bis 2030 den Anteil von Neuplastik in Verpackungen und die Treibhausgasemissionen jeweils um 50 Prozent zu reduzieren. Bei unseren Marken Gillette und Gillette Venus haben wir ab April 2021 vollständig recycelbare Packungen aus Karton für die Systemrasierer eingeführt. Durch die Umstellung werden europaweit jedes Jahr 545 Tonnen Kunststoff eingespart.

Gabriele Hässig, Geschäftsführerin Kommunikation und Nachhaltigkeit, Procter & Gamble © P&G

Ist der Nachhaltigkeitsaspekt besonders wichtig?

Ja, denn mehr als 800 Millionen Menschen auf der ganzen Welt vertrauen Gillette und Gillette Venus bei der Nassrasur. Als Branchen- und Marktführer nutzen wir die starke Stimme der Marken, um gesellschaftliche Veränderung zum Positiven zu fördern. Das gilt insbesondere auch für einen nachhaltigeren Alltag. Die Einführung von neuen recycelbaren Packungen aus Karton bei Gillette und Gillette Venus setzt hier ein deutliches Signal.

Erfüllt die Papierverpackung die Erwartung Ihres Unternehmens an Funktionalität?

Tatsächlich war es eine nicht unerhebliche Herausforderung für unsere Ingenieure, Materialwissenschaftler und Nachhaltigkeitsexperten, die Verpackung auf Karton umzustellen. Zum Beispiel musste der Diebstahlschutz sichergestellt werden. Das versehentliche oder unrechtmäßige Ö.nen der Verpackung gilt es zu verhindern, bevor der bzw. die Nutzer*in den Rasierer gekauft hat. Um einen Rasierer – ein wertvolles, sehr scharfes, hochpräzise gefertigtes Objekt – während der Handhabung, des Transports und der Lagerung zu schützen, muss die Verpackung sehr stark und widerstandsfähig sein. All diese Kriterien erfüllt die neue Verpackung. Zusätzlich bietet sie durch die neue klare Designsprache den Vorteil, dass der Verwender »seinen« Rasierer sofort wiedererkennt.

Wie ist die Resonanz beim Kunden?

Erste Abverkaufszahlen nach wenigen Wochen im Markt sind sehr vielversprechend. Die Menschen nehmen die neuen Verpackungen sehr gut an. Auch die Rückmeldungen, die wir etwa über die sozialen Medien erhalten, bestätigen dies. Vor allem das einfache Recycling der Verpackung wird dabei immer wieder hervorgehoben.

Das Papier für die Verpackung des Deutschland Burgers stammt von Pfleiderer Spezialpapiere. Es wird auf Basis des Grasfaser-Zellstoff von Creapaper hergestellt. © McDonald’s

Ihr Unternehmen hat sich öffentlichkeitswirksam für Papierverpackungen entschieden. Warum?

Um Verpackungsmüll zu reduzieren, testet McDonald’s fortlaufend Verpackungs-Alternativen. Darunter z. B. auch innovative Materialien wie das Graspapier. Dieses haben wir 2019 in unserem Live-Experiment Better M Store erstmalig getestet und es ist sehr gut bei unseren Gästen angekommen. Nun verkauft McDonald’s in Deutschland erstmals deutschlandweit einen Burger in Graspapier und spart allein durch die Umstellung von Papp-Box auf Wrap-Papier bei diesem Produkt knapp 70 Prozent Verpackungsmaterial.

Daniel Neusser, Department Head Sustainability, McDonald’s Deutschland LLC

Ist der Nachhaltigkeitsaspekt besonders wichtig?

Als Marktführer in der Systemgastronomie wollen wir den Weg hin zur Reduzierung von Plastik- und Verpackungsmüll aktiv mitgestalten. So werden wir zukünftig weniger Verpackungsmaterial einsetzen und immer mehr Burger in alternativen Verpackungen, wie beispielsweise Wrap-Papier, ausgeben. In diesem Fall werden durch neuartige Prozesse und den Eintrag von Grasfasern in das Papier große Mengen an Energie, Wasser und CO2 in der Produktion eingespart. Außerdem kommt bei der Herstellung dieser Verpackung keine Chemie zum Einsatz. Das von McDonald’s eingesetzte Graspapier enthält einen Grasanteil von 20 Prozent, ist FSC-lizensiert und benötigt keine langen Transportwege. Auch das sonstige für McDonald’s in Deutschland eingesetzte Frischfaserpapier stammt seit 2015 zu 100 Prozent aus nachhaltiger Forstwirtschaft.

Erfüllt die Papierverpackung die Erwartung Ihres Unternehmens an Funktionalität?

Eine der Herausforderungen war, die Beschichtung des Graspapiers so hinzubekommen, das eine Durchfettung verhindert werden kann, dabei aber kritische Sto.e wie beispielsweise Fluor vermieden wurden. Dank unseres guten Austauschs, in diesem Fall speziell mit den Rohstofflieferanten der Graspellets, der Papierfabrik und den Verarbeitern, konnten alle unsere Erwartungen an das Papier erfüllt werden.

Wie ist die Resonanz beim Kunden?

Das werden wir dann hoffentlich in ein paar Wochen sehen. Wir hoffen natürlich, dass die in Papier gewrappten Burger bei unseren Gästen gut ankommen – auch bei großen Burgern. Es ist ja schon eine Umgewöhnung, den Burger anstatt aus der Papp-Box aus einem Papiersleeve zu essen.

Das Papier für die Verpackung der neuen Ritter SPORT wird von Koehler Paper hergestellt. © RITTER Sport

Ihr Unternehmen hat sich öffentlichkeitswirksam für Papierverpackungen entschieden. Warum?

Als Genussmittelhersteller sind unsere Produktneueinführungen immer von einer Vielzahl an Kommunikationsmaßnahmen flankiert. Mit der Umstellungen der Ritter Sport mini-Verpackungen auf einen Papierbeutel haben wir nicht nur auf ein neues Verpackungsmaterial umgestellt, sondern auch die Anzahl der angebotenen Sortierungen von 4 auf 6 erhöht. Ob für Knusperfreunde die »Gelbe Tüte«, Milch-Liebhaber die »Blaue Tüte« oder Nuss-Fans mit einer neuen Nuss Mischung. Für alle Schokoladen-Freunde findet sich die richtige Mischung in einem neuen, ansprechenden Design.
 

Moritz Steinle, Packaging Development Engineer, RITTER Sport

Ist der Nachhaltigkeitsaspekt besonders wichtig?

Unser ZIEL sind Ritter Sport Verpackungen aus nachwachsenden Rohstoffen, die im Einklang mit Mensch & Natur stehen und als Wertstoff in Kreisläufen wiederverwertbar sind. Mit dem Papierbeutel haben wir uns für ein Material entschieden, dass im Altpapier entsorgt und zu neuem Papiermaterial recycelt werden kann. Dabei ist es für uns wichtig, unseren Blick auch auf globalen Recyclingmöglichkeiten zu richten. Mit der neuen Papier mini-Beutelverpackung tragen wir unserem unternehmerischen Nachhaltigkeitsanspruch auch in Sachen Verpackung Rechnung und gehen einen weiteren Schritt zu mehr Nachhaltigkeit.

Erfüllt die Papierverpackung die Erwartung Ihres Unternehmens an Funktionalität?

Ja, denn die Funktionalität spielt neben der Emotionalität eine äußerst wichtige Rolle bei einem Genussprodukt wie Schokolade. Daher waren die Zweifel im Rahmen der Umstellung von Kunststoff auf ein Papiermaterial hinsichtlich Reißfestigkeit, Maschinengängigkeit als auch der Bedruckbarkeit anfangs groß. Durch das gemeinsame Entwicklungsprojekt mit unserem Papier- und Maschinenhersteller konnten wir die technischen Herausforderungen erfolgreich meistern und sind auch mit Optik und Haptik des Materials sehr zufrieden, sodass wir bereits an weiteren Varianten / Optionen arbeiten.

Wie ist die Resonanz beim Kunden?

Wir haben unsere neuen mini-Beutel Anfang des Jahres im deutschen Handel eingeführt. Bisher sind die Reaktionen sowohl seitens des Handels als auch unserer Verbraucher sehr positiv und werden auch gerade hinsichtlich der Recyclingfähigkeit sehr positiv kommentiert. - gag