Arbeitswelt

Wer macht was in der Papierindustrie?

Michael Höfling - Vom Schaltschrank ins Feuerwehrauto

Michael Höfling ist Leiter Werkfeuerwehr bei der Sappi Stockstadt GmbH. Sein Zuständigkeitsgebiet ist der abwehrende Brandschutz im gesamten Werk an 365 Tagen im Jahr. 


Michael Höfling © Kerstin Kalajian

Wie wird man Feuerwehrmann in einer Papierfabrik?  »Gestartet habe ich meine Karriere 1993 in Stockstadt  – damals noch die PWA – als Auszubildender für den  Beruf des Energieelektronikers Betriebstechnik. Nach  3,5 Jahren konnte ich meine Ausbildung erfolgreich  abschließen und wurde zunächst in der Zentralen  Instandhaltung eingesetzt. Ich habe seither verschiedene Positionen durchlaufen: Vom Arbeitsvorbereiter  und Elektromeister bis schließlich zum Leiter Elektro-,  Mess- und Regeltechnik der Papiererzeugung mit  einem Team von 16 Handwerkern.  Nach 25 Jahren im Bereich der Elektro-, Mess- und  Regeltechnik war ich bereit für eine neue Herausforderung. Diese fand sich, als die Stelle des Leiters  Werkfeuerwehr ausgeschrieben wurde. Seit dem  1. Juli 2020 habe ich nun diese Aufgabe.«

Alte Leidenschaft

»Die Feuerwehr ist schon lange mein Steckenpferd.  Im Jahr 2005 begann meine Feuerwehrkarriere  im Werk mit der Ausbildung zum Truppmann. Ich habe  mich sukzessive weitergebildet mit der Ausbildung  zum Atemschutzgeräteträger, Betriebssanitäter, Gruppenführer und Maschinist bis zum Verbandsführer.  Meine Begeisterung für die Feuerwehr sowie  der tiefe Wunsch, Menschen zu helfen, lässt mich  auch meine Freizeit in der Feuerwehr verbringen:  Privat engagiere ich mich in der Freiwilligen Feuerwehr Aschaffenburg-Damm als aktiver Gruppenführer.  Auch bei Großschadenslagen, wie z. B. letztes Jahr im  Ahrtal, habe ich vor Ort als Abschnittsleiter unterstützt.«

Daily Business

Michael Höflings Arbeitstag beginnt normalerweise  mit der 7 km langen Anfahrt auf dem Fahrrad –  Sommer wie Winter. »Noch im Fahrradoutfit prüfe ich  die Brandmeldeanlage auf mögliche Störungen, die evtl.  nachts aufgelaufen sein könnten. Dann gehe ich die  Aufgaben des Tages durch, wie z. B. Vorbereitung Brandschutzhelferausbildung oder Organisation der Weiterbildung der  Feuerwehrkameraden und -kameradinnen. Zusammen mit meinem  Kollegen Robert Grein erledigen wir die täglichen Wartungs- und  Prüfarbeiten.« »Mein Tagesablauf ist mitunter nur schwer planbar.  Phasenweise gibt es zwei Einsätze gleichzeitig oder auch mal eine  Woche ohne Einsatz. Eins ist aber sicher: Bei der Alarmierung  durch den Funkmeldeempfänger geht es sofort zur Einsatzstelle.«

Kaum Grauzone – jeder Einsatz ist anders

Die Herausforderungen, denen sich die Werksfeuerwehr stellen  muss, sind höchst unterschiedlich. »Das kann eine Ölspur von wenigen  Quadratmetern oder ein Großbrand mit über 200 Einsatzkräften sein.  Zusätzlich zu unserer Feuerwehrtätigkeit rückt die Werkfeuerwehr zu  internen medizinischen Notfällen aus. Mitunter werden wir auch zur  Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehr Stockstadt angefordert.«

Alles Schwarz

Was war sein härtester Einsatz? »Das war der Großbrand eines  Schaltraumes an der Papiermaschine 2 Ende 2009«, berichtet Höfling.  »Der Brand war so ausgedehnt, dass die Spannungsversorgung im  Werk von einer auf die nächste Minute abgeschaltet werden musste.  Heute würden wir dazu ›Black-Out‹ sagen. Schlimmer als der eigentliche  Brand war allerdings der Rauch, der sich über die gesamte Papiererzeugung legte. Zusätzlich arbeiteten wir unter erschwerten Wetterbedingungen: Es waren -17 Grad und das Schaummittel war zu viskos,  um es unmittelbar zu nutzen. Da die Spannungsversorgung außer  Betrieb war, konnten wir die Hallen nicht belüften und mussten die  Berufsfeuerwehr Frankfurt mit ihrem Großlüfter um Unterstützung  bitten. Das Gute am Schlechten: Heute haben wir einen eigenen  Großlüfter.«  Nicht selbstverständlich  Hat die Arbeit in einer Papierfabrik den Blick auf das Thema  Papier verändert? »Über die Jahre habe ich schon eine Affinität zum Werkstoff Papier entwickelt. Für mich ist ein Blatt Papier keine  Selbstverständlichkeit – ich weiß wie viele unterschiedliche Rohstoffe,  ausgeklügelte Technik und nicht zuletzt Energie da drinsteckt.  Ich muss immer mit den Händen darüberfahren.« – gag