Wie wird man Feuerwehrmann in einer Papierfabrik? »Gestartet habe ich meine Karriere 1993 in Stockstadt – damals noch die PWA – als Auszubildender für den Beruf des Energieelektronikers Betriebstechnik. Nach 3,5 Jahren konnte ich meine Ausbildung erfolgreich abschließen und wurde zunächst in der Zentralen Instandhaltung eingesetzt. Ich habe seither verschiedene Positionen durchlaufen: Vom Arbeitsvorbereiter und Elektromeister bis schließlich zum Leiter Elektro-, Mess- und Regeltechnik der Papiererzeugung mit einem Team von 16 Handwerkern. Nach 25 Jahren im Bereich der Elektro-, Mess- und Regeltechnik war ich bereit für eine neue Herausforderung. Diese fand sich, als die Stelle des Leiters Werkfeuerwehr ausgeschrieben wurde. Seit dem 1. Juli 2020 habe ich nun diese Aufgabe.«
Alte Leidenschaft
»Die Feuerwehr ist schon lange mein Steckenpferd. Im Jahr 2005 begann meine Feuerwehrkarriere im Werk mit der Ausbildung zum Truppmann. Ich habe mich sukzessive weitergebildet mit der Ausbildung zum Atemschutzgeräteträger, Betriebssanitäter, Gruppenführer und Maschinist bis zum Verbandsführer. Meine Begeisterung für die Feuerwehr sowie der tiefe Wunsch, Menschen zu helfen, lässt mich auch meine Freizeit in der Feuerwehr verbringen: Privat engagiere ich mich in der Freiwilligen Feuerwehr Aschaffenburg-Damm als aktiver Gruppenführer. Auch bei Großschadenslagen, wie z. B. letztes Jahr im Ahrtal, habe ich vor Ort als Abschnittsleiter unterstützt.«
Daily Business
Michael Höflings Arbeitstag beginnt normalerweise mit der 7 km langen Anfahrt auf dem Fahrrad – Sommer wie Winter. »Noch im Fahrradoutfit prüfe ich die Brandmeldeanlage auf mögliche Störungen, die evtl. nachts aufgelaufen sein könnten. Dann gehe ich die Aufgaben des Tages durch, wie z. B. Vorbereitung Brandschutzhelferausbildung oder Organisation der Weiterbildung der Feuerwehrkameraden und -kameradinnen. Zusammen mit meinem Kollegen Robert Grein erledigen wir die täglichen Wartungs- und Prüfarbeiten.« »Mein Tagesablauf ist mitunter nur schwer planbar. Phasenweise gibt es zwei Einsätze gleichzeitig oder auch mal eine Woche ohne Einsatz. Eins ist aber sicher: Bei der Alarmierung durch den Funkmeldeempfänger geht es sofort zur Einsatzstelle.«
Kaum Grauzone – jeder Einsatz ist anders
Die Herausforderungen, denen sich die Werksfeuerwehr stellen muss, sind höchst unterschiedlich. »Das kann eine Ölspur von wenigen Quadratmetern oder ein Großbrand mit über 200 Einsatzkräften sein. Zusätzlich zu unserer Feuerwehrtätigkeit rückt die Werkfeuerwehr zu internen medizinischen Notfällen aus. Mitunter werden wir auch zur Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehr Stockstadt angefordert.«
Alles Schwarz
Was war sein härtester Einsatz? »Das war der Großbrand eines Schaltraumes an der Papiermaschine 2 Ende 2009«, berichtet Höfling. »Der Brand war so ausgedehnt, dass die Spannungsversorgung im Werk von einer auf die nächste Minute abgeschaltet werden musste. Heute würden wir dazu ›Black-Out‹ sagen. Schlimmer als der eigentliche Brand war allerdings der Rauch, der sich über die gesamte Papiererzeugung legte. Zusätzlich arbeiteten wir unter erschwerten Wetterbedingungen: Es waren -17 Grad und das Schaummittel war zu viskos, um es unmittelbar zu nutzen. Da die Spannungsversorgung außer Betrieb war, konnten wir die Hallen nicht belüften und mussten die Berufsfeuerwehr Frankfurt mit ihrem Großlüfter um Unterstützung bitten. Das Gute am Schlechten: Heute haben wir einen eigenen Großlüfter.« Nicht selbstverständlich Hat die Arbeit in einer Papierfabrik den Blick auf das Thema Papier verändert? »Über die Jahre habe ich schon eine Affinität zum Werkstoff Papier entwickelt. Für mich ist ein Blatt Papier keine Selbstverständlichkeit – ich weiß wie viele unterschiedliche Rohstoffe, ausgeklügelte Technik und nicht zuletzt Energie da drinsteckt. Ich muss immer mit den Händen darüberfahren.« – gag