Wenn es ums Thema Papier geht, weiß Christina Kothmeier wovon sie spricht. Sie hat die klassische Ausbildung zur Papiertechnologin mit Berufskollegiat Fachrichtung Papiertechnik durchlaufen und anschließend die Weiterbildung zur Industriemeisterin Fachrichtung Papiererzeugung absolviert. Wie sie in die Papierindustrie gekommen ist? »Ich habe gerne mit meinem Vater und Bruder handwerklich gearbeitet. Eigentlich war es für mich früh klar, dass ich irgendetwas technisches in der Industrie machen wollte.«
Ganz schön groß
Passenderweise lag das Werk von LEIPA in Schrobenhausen direkt vor der Haustür. Und hier bot man der jungen Frau 2008 einen Ausbildungsplatz an. »Als ich mit meinen 16 Jahren das erste Mal vor einer Papiermaschine stand, war ich total begeistert.« »Ganz schön groß« kam ihr die Maschine vor. »Später habe ich dann festgestellt, dass 2,05 m Arbeitsbreite der Papierindustrie gar nicht so groß sind«, ergänzt sie lachend. Und wie war es als Frau in einem von Männern dominierten Beruf? »Unter den Kollegen herrschte erst Skepsis, ob das ›kleine Mädchen‹ wohl lange bleibt. Die Zweifel haben sich schnell gelegt und ich wurde herzlich aufgenommen und ins Team integriert«, erinnert sie sich. »Und ich bin nach 14 Jahren immer noch hier. Das ist doch ein gutes Zeichen.«
Ein großer Vetrauensbeweis
2020 bot ihr die LEIPA die Weiterbildung zur Industriemeisterin Fachrichtung Papiererzeugung an. Das passte in die Karriereplanung. »Mein Wunsch war es immer, an der Maschine, an der ich gelernt habe, in die Produktionsleitung zu kommen.« Der Weg lief dann über die Positionen Stoffaufbereiterin, Gehilfin und Maschinenführerin bis zur Assistentin der Produktionsleitung. »Ich wollte beweisen, dass auch eine Frau durch Ehrgeiz ihr Ziel erreichen kann.« Im Dezember 2021 wurde ihr dann noch zusätzlich angeboten, die Ausbildung der Papiertechnologen zu übernehmen und ›frischen Wind‹ einzubringen. »Ein großer Vertrauensbeweis der Unternehmensleitung, auf den ich sehr stolz bin«, sagt Kothmeier.
Auf Augenhöhe
Besondere Freude macht Christina Kothmeier die Ausbildung. »Ich bin mit 31 Jahren noch nicht allzu weit weg von den Auszubildenden und begegne ihnen dadurch auf Augenhöhe. Sie erwarten, für voll und ernst genommen zu werden und bei Problemen ein offenes Ohr zu finden. Ich gebe mein Bestes.« Mit ihrer Berufswahl ist Christina Kothmeier immer noch zufrieden: »Mein Alltag gestaltet sich sehr abwechslungsreich. Ich mag diesen Mix aus Theorie und Praxis. Als ›Leitung technische Ausbildung‹, ›Ausbilderin der Papiertechnologen‹ sowie ›Mitarbeiterin Projektkoordination‹ bin ich täglich gefordert.« Und was die Zukunft bringt? »Ich habe gelernt, dass sich immer wieder neue Chancen im Leben ergeben.«
Papier hat Chancen
Chancen sieht sie auch für die Papierindustrie. »Bei vielen Produkten geht der Weg weg vom Plastik hin zu faserbasierten Lösungen«. Letzte Frage: Hat Ihr Beruf Ihr früheres Verhältnis zum Werkstoff Papier verändert? »Ich nehme seit meiner Ausbildung Papier bewusster wahr. Die Technologie, die sich hinter einem Stück Papier verbirgt ist viel komplexer als man vermutet. Wenn ich in Alltagssituationen auf Papier treffe, beispielsweise in einem Gasthaus auf Servietten, werden diese im Handumdrehen analysiert«.– gag