Wann fiel die Entscheidung, Papieringenieurin zu werden?
Durch Zufall. Ich habe zunächst Allgemeinen Maschinenbau in Darmstadt studiert. Dann wurde mir Prof. Schabel als Mentor zugeteilt, der mich im dritten Semester im Rahmen eines Beratungsgesprächs über den Studiengang informiert hat. Darüber hinaus habe ich im Grundstudium einen Kommilitonen kennengelernt, der von Anfang an wusste, dass er Papieringenieurwesen studieren wollte. Im Laufe des vierten Semesters habe ich mich für das Papier-Studium entschieden.
War Ihnen bewusst, dass Sie in eine eher männerdominierte Branche kommen?
In meiner Studienzeit gab es zwar recht viele Frauen im Papier-Studium in Darmstadt (5 von 30), aber bei Vorträgen, auf der Zellcheming-Messe, in Praktika waren meist außer mir entweder keine oder nur wenige Frauen präsent. Weibliche Vorbilder hatte ich als Studentin leider nicht. In den verschiedenen Unternehmen, in denen ich bisher gearbeitet habe, war ich oft die einzige Frau in der Abteilung. Negative Erfahrungen habe ich aber nur selten gemacht. Ich hatte meistens Vorgesetzte und Kollegen, die mich ernst genommen, gefördert und gefordert haben.
Ändert sich da was in der Branche?
In kleinen Schritten. In Deutschland sind in der Papierindustrie nach wie vor nur wenige Frauen in Führungspositionen. In Skandinavien habe ich das ganz anders erlebt. Im beruflichen Umfeld wurde ich schon oft gefragt, ob ich denn »allein da wäre«. Auf der anderen Seite wurde aber auch schon angemerkt, wie schön es ist, auch einmal eine Frau als Ansprechpartnerin zu haben.
Würden Sie anderen jungen Frauen raten, diesen Beruf zu ergreifen?
Ja, Frauen mit technischem Interesse, Spaß an Naturwissenschaften und kniffligen Aufgaben würde ich den Beruf auf jeden Fall empfehlen. Es ist ein spannender und zukunftsfähiger Bereich. Wir werden weiterhin Papier brauchen. Und es braucht motivierte, schlaue Köpfe, die die Branche weiter voranbringen.
Wie sind Sie ins »Team Zukunft« bzw. zur Nachwuchswerbung gekommen?
Ich habe von einem Papieringenieur erfahren, dass er den Verband auf einer Berufsmesse unterstützt, und kurzfristig mitgemacht. Mir hat der Tag auf der Messe großen Spaß gemacht und er gab sehr positive Rückmeldungen dazu, wie ich junge Leute anspreche. So kam eins zum anderen. Erst die Messen, dann die Idee mit dem Girls’Day-Video. Zuletzt habe ich gemeinsam mit anderen Vertretern der Papierindustrie in Kostheim bei einem Job SLAM die Papierindustrie vorgestellt.
Welche Fragen stellen Interessenten auf Ausbildungsessen? Was empfehlen Sie denen?
Man kommt mit jungen Leuten schnell über das Thema Nachhaltigkeit ins Gespräch. Es gibt viele Fragen zum Studium oder zur Ausbildung. Am wichtigsten ist vielen aber, wie es im Berufsalltag aussieht. Ich empfehle, einfach ein Praktikum zu machen oder im Rahmen einer Exkursion eine Papierfabrik zu besuchen. Eine Papiermaschine muss man einfach gesehen haben, da können wir viel erzählen auf der Messe. –
YouTube: Mission Possible - Victoria ist Papieringenieurin: https://rb.gy/im2iid