Arbeitswelt

Geworben

Wie wirbt man um die "Zoomer"?

Es wird für die Industrie immer schwieriger, guten Nachwuchs zu finden. Und die Generation Z ist irgendwie anders als ihre Vorgänger. Wo gibt es ein Rezept für die “Zoomer”und wer kann helfen, mit den Herausforderungen umzugehen? Wir haben die Trainerin und Coachin Aurelia Brockhausen um einen Leitfaden gebeten, wie Unternehmen die “Zoomer” ansprechen sollten. Aurelia Brockhausen gibt im Rahmen der “Future Work” Veranstaltungsreihe Seminare im Gernsbacher Papierzentrum.


© Adobe Stock

Fakt ist: Nicht nur die Papierindustrie bewegt sich in einem Umfeld von akutem Fachkräftemangel, einer Babyboomer- Generation, die sich nach und nach in den Ruhestand begibt, und einem teilweise händeringenden Bedarf an neuen Mitarbeitenden.

Fakt ist auch: Viele Unternehmen tun sich schwer damit, die Jungen, also die berühmt-berüchtigte »Gen Z« (Jahrgang 1995 bis 2010), für ihre Unternehmen zu finden, zu gewinnen und zu halten. Was also tun, um sich für die Zukunft auf- zustellen? Die Antwort darauf mag im ersten Moment zu simpel klingen und womöglich dem ein oder anderen Leser als Affront erscheinen. Ich wage es dennoch: Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Gestaltung der Zusammenarbeit, und zwar generationenübergreifend.

Warum ist das so? Weil Ihre aktuellen Mitarbeitenden Ihr wichtigstes Aushängeschild für neue Talente sind. Weil Ihre Auszubildenden die wichtigsten Botschafter:innen für Nachwuchsgewinnung sind. Weil »Kultur Strategie zum Frühstück isst« (Zitat von Peter Drucker).

Was bedeutet das? Es bedeutet, dass der wichtigste Hebel, der uns zur Verfügung steht, um zu attraktiven Arbeitgebern der Zukunft zu werden, in dem bewussten und aktiven Gestalten der Unternehmenskultur liegt. Eine Unternehmenskultur, in der die Jungen – genauso wie die nicht mehr ganz so Jungen – geschätzt, gefördert und einbezogen werden. In welcher der Spruch »Lehrjahre sind keine Herrenjahre« tatsächlich der Vergangenheit angehört und stattdessen Neugierde auf die junge Generation, Wertschätzung für die Menschen und Achtsamkeit für ihre Bedürfnisse an der Tagesordnung stehen.

Das mögen große Worte sein. Sie mögen denken: Wir sind in der Papierindustrie, es geht hier ums Geschäft! Sie mögen Recht haben und doch kommen wir nicht drum herum, in erster Linie die eigene Position zu hinterfragen: Wie begegne ich denn eigentlich diesen jungen Menschen? Welche Vorurteile trage ich mit mir? Wo wäre gar ein Umdenken von mir selbst gefordert? Denn wir wissen ja: Veränderung beginnt immer bei uns selbst. In der Praxis machen es uns bereits einige Unternehmen vor, wohin diese Auseinandersetzung führen kann:

  • Gezielt und bewusst Beziehungen zu den jungen Mitarbeitenden aufbauen

  • Mehr Ressourcen freimachen für die Ausbilderrolle und Rekrutierung

  • Junge Kolleg:innen den Bewerbungsprozess gestalten lassen

Veränderung stößt fast immer auf Widerstand. Das gehört dazu. Gleichzeitig bringen uns der demografische Wandel und die Fachkräfteknappheit im bestehenden System an die Grenzen und fordern Veränderung. Ein Startpunkt kann sein, das Gespräch zu suchen und zuzuhören, frei nach dem Motto: Nicht über, sondern mit der jungen Generation sprechen.