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Start-ups: Mehr als Risikokapital

»Wenn Sie nur Dinge machen, von denen Sie im Voraus wissen, wie sie laufen, wird Ihr Unternehmen untergehen«, lautet ein Zitat von Amazon-Gründer Jeff Bezos. Auch in der Papierindustrie sind viele innovationsfreudige Unternehmen bereit, unternehmerische Wagnisse einzugehen – und das nicht nur im etablierten Kerngeschäft. Einige stellen Wagniskapital für Gründer zur Verfügung, die mit ihren Geschäftsideen neue Horizonte erschliessen und sogar helfen können, das klassische PapierGeschäft zu erweitern. Die Rede ist von Start-ups.


Start-up
© Adobe Stock

Beispiel Leipa

Das Unternehmen engagiert sich unter anderem bei den Unternehmensgründungen adnymics und optilyz. Beide Firmen haben sich auf (hyper-)personalisierte Print-Werbung, also die 1 zu 1 Adressierung, spezialisiert. Dies soll sicherstellen, dass Werbung zielgerichtet ist, zusätzlichen Umsatz generiert und auf Kundenbedürfnisse eingegangen wird. »Wir beteiligen uns an Unternehmen, die unsere Ideen und Geschäftsmodelle ergänzen, so dass wir inhaltlich unterstützen und beide Seiten vom Knowhow des anderen profitieren können«, so Robin Huesmann, Shareholder der LEIPA und der Venture-Capital-Gesellschaft rising generation, die sich im Besitz der Eigentümerfamilie der LEIPA befindet und über die Wagniskapital für Start Ups bereitgestellt wird.

Für Huesmann ist die Papiernähe der Projekte wichtig. »So spannend Investments in High-Tech oder eMobilität auch sind: Uns ist es wichtig, den LEIPA Kunden über dieses Engagement einen direkten Mehrwert zu bieten.« Ein weiteres Beispiel ist die von LEIPA gemeinsam mit ALBA und Recyclog gegründete Plattform scrappel, die durch einen anonymen, kartellrechtlich unbedenklichen Mengenswap dabei hilft, Altpapier günstiger und mit einem geringeren CO2-Rucksack in Papierfabriken zu transportieren.

© WEPA

Beispiel WEPA

Dicht am Produkt bleibt auch das Start Up Engagement der WEPA. Der Hygienepapierhersteller hat sich an SNYCE beteiligt, das seine Dienstleistung für all jene anbietet, die »keinen Bock auf Toilettenpapier in Plastikfolie haben«. Das Unternehmen mit den flotten Sprüchen bietet bundesweit – im eigenen Online-Shop sowie in »unverpackt«-Läden – Toilettenpapier auf Sekundärfaserbasis im Recyclingkarton an, der dieses Jahr mit dem RedDot-Award ausgezeichnet wurde. Das Toilettenpapier stammt natürlich von WEPA. Zum Engagement des Unternehmens sagt Andreas Krengel, Vorstand der WEPA Gruppe: »Mit WEPA Ventures investieren wir in Start-up Unternehmen und bauen auch eigene Start-ups auf. Unsere Investitionsschwerpunkte fokussieren sich somit entlang unserer Kernkompetenzen im Sinne von nachhaltigen Hygieneprodukten und -lösungen sowie alternativen Rohstoffen und Verpackungen.«

Beispiel Koehler-Gruppe

Die Koehler-Gruppe will mit ihrer Beteiligung an den Start-Ups BigRep – entwickelt großformatige-3D-Drucker – und SunCoal – stellt hochwertige technische Kohlenstoffe aus Biomasse her –neue Technologien aufgreifen, ins Unternehmen zu bringen und zur Serienreife weiterentwickeln. Dr. Stefan Karrer, Vorstand Technik bei Koehler, betont: »Mit der Unterstützung von StartUps stellen wir sicher, Innovationen in der Branche frühzeitig zu erkennen, zu fördern und in unserem Sinne zu gestalten.« Koehler arbeitet darüber hinaus mit Universitäten und Hochschulen zusammen und unterstützt aktiv Spin-Offs, um die Ausgründung von Start-Ups zu ermöglichen.

Beispiel Varel

Auf Energy-Solutions setzt die Muttergesellschaft der Papier und Kartonfabrik Varel, HZI. Sie hat gemeinsam mit dem Gründerteam das Start-Up »1Punkt5« gegründet. Das Team hat sich auf die Entwicklung von Energiekonzepten spezialisiert. Für beide Seiten ergibt sich eine win – win Situation: Die Unternehmen der HZI-Gruppe profitieren von durchdachten erneuerbaren Energiekonzepten, die im Ergebnis auch zu einer Senkung der Energiekosten führen. Das Start-Up kann mit den in der Firmengruppe entwickelten Projekten werben und akquirieren.

Den Trend zum Start-up Engagement hat die Papiertechnische Stiftung erkannt. Sie hatte am 1. Juni zum Netzwerktag eingeladen, um Papierunternehmen und Gründer enger zusammenzubringen. In einem Pitch präsentierten sich vier höchst unterschiedliche Start-Ups den Teilnehmern der Online-Veranstaltung.

  • Aidboards: Stellt Einweg-Feldmöbel aus Wellpappe für die humanitäre Hilfe her.
  • Algofaktur: Ermöglicht die Implementierung von Industrie 4.0 über die die nachhaltige Modernisierung von Produktionsmaschinen mittels Retrofitting.
  • Fungtion: Produziert Composite-Materialien auf der Basis von Pilzmycelen.
  • Papair: Stellt Luftpolsterfolie auf Altpapierbasis her.

Die Präsentation der Newcomer stieß auf großes Interesse. Gewonnen hat den Pitch Papair. – gag