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150 Jahre alt - und doch neu

Die Papierfabrik Palm kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Das 150-jährige Jubiläum begeht das Unternehmen in diesem Jahr mit einer zukunftsweisenden Investition und dem Eintritt der 5. Generation in das Familienunternehmen. Seit 1. März 2022 ist Marina Palm, Tochter von Dr. Wolfgang Palm, Geschäftsführerin.

 


Marina und Dr. Wolfgang Palm
Marina und Dr. Wolfgang Palm © Palm

Vor 150 Jahren gründete Adolf Palm die Papierfabrik Palm in Aalen-Neukochen. Mit Fleiß und Zähigkeit machte er aus einer kleinen Papiermühle einen florierenden Betrieb, der von Anfang an auf Recycling-Rohstoffe und Verpackungspapiere setzte. Die Mühle kaufte er, weil er gerne sein eigener Herr sein wollte. Schon ein Jahr nach der Betriebsübernahme konnte er mit dem von ihm entwickelten »prima zäh naturbraunen Bastpapier« ein Erfolgsprodukt präsentieren.

Modernisierungskurs

1910 übernahmen die Söhne Otto und Hermann die Geschäfte und setzten nach dem 1. Weltkrieg den Modernisierungskursfort. 1921 kauften sie bei Voith eine für damalige Verhältnisse monströse zweite Papiermaschine mit einer Arbeitsbreite von 2,5 Metern. In der Weltwirtschaftskrise ab1929 behalf man sich mit Nischenprodukten wie Fliegenfängern und Kinokarten. Nach 1933 konnte das Unternehmen mit den Kälte- und Wärmeschutzpapieren »Perkalor« ein bescheidenes Wachstum generieren und 1937 erstmals mehr als 10.000Tonnen Papier herstellen. Nach 1939 sorgte sogenannte Verdunkelungspappe zusätzlich für eine einigermaßen tragbare Auslastung der Papiermaschine.

Da Sigurd Palm, der Sohn Otto Palms, 1941 gefallen war, traten sein Bruder Dr. Wilfried Palm und dessen Cousin Gottfried Palm in das Unternehmen ein, das sich nun auf Isolierpapiere und Verpackungspapiere konzentrierte. Ab Mitte der 1950er-Jahre starteten sie eine beispiellose Investitions- und Modernisierungsoffensive. Neue Papiermaschinen wurden angeschafft. Mit vier hochmodernen Anlagen erzielte die Papierfabrik in Neukochen eine Produktion von 150.000 Tonnen.

Vom Zulieferer zum Verpackungsproduzenten

Nach dem Tod von Gottfried Palm 1972 übernahm Dr. Wilfried Palm die alleinige Verantwortung für das Unternehmen. Mit dem Kauf eines Wellpappenwerkes in Bruchsal wurde das Unternehmen auch zum Produzenten von Verpackungen.1983 produzierte Palm erstmalig in Deutschland Zeitungsdruckpapieraus 100 Prozent Altpapier. Sein Sohn, Dr. Wolfgang Palm, baute den Familienbetrieb zu einer breit aufgestellten Firmengruppe mit den Standbeinen Wellpappenrohpapier, Zeitungsdruckpapier und Wellpappenverpackungen aus.1994 lief die erste Papiermaschine in einem neu errichteten Werk im fränkischen Eltmann an. Eine weitere Papierfabrikentstand in Wörth am Rhein. Dort baute Palm die damals größte und leistungsfähigste Papiermaschine der Welt.2009 folgte im britischen King’s Lynn die immer noch weltweitgrößte Papiermaschine für Zeitungsdruckpapier. Durch denKauf einer Reihe von Verarbeitungsbetrieben in den folgenden Jahren ist Palm heute zudem mit 28 Betrieben die Nummer 2für Wellpappenverpackungen in Deutschland

Maßstäbe im Umwelt- und Klimaschutz

Das Unternehmen setzt auch im Umwelt- und Klimaschutz Maßstäbe. Seit 2008 sorgen moderne Gasturbinenkraftwerke, die z.T. auch mit Wasserstoff betrieben werden können, für die Energieversorgung. In Aalen entsteht seit 2019 eine komplett neue Papierfabrik für die Zukunft. 750.000 Tonnen Wellpappenrohpapier kann die bereits im Juli 2021 in Betrieb gegangene PM 5 produzieren. Über 4.000 Beschäftigte erwirtschaften heute in den 33 Betrieben einen Umsatz, der im Jubiläumsjahr bei 2,5 Mrd. Euro liegen wird. Ob sich Marina Palms Ur-Ur-Großvater 1872 hätte träumen lassen, dass sein Unternehmen nach 150 Jahren immer noch in Familienbesitz ist? Durchaus möglich.