Viele junge Frauen sind bestens ausgebildet und sehr motiviert. Dennoch sind leider nur rund 15 Prozent der rund 46.000 Beschäftigten in der Papier- und Zellstoffindustrie weiblich. Auch bei den Auszubildenden sieht es ähnlich aus: Hier liegt die Quote bei nur rund 15 Prozent. Bei den technischen Ausbildungsberufen sind es sogar leider nur 6 Prozent.
Die Ursachen dafür sind vielfältig. »Mädchen und Frauen fehlt es oft an weiblichen Vorbildern in technischen Berufen, mit denen sie sich identifizieren können. Oft haben Hochschulabsolventinnen bessere Noten. Die Einstiegspositionen sind ebenfalls vergleichbar, die Aufstiegschancen sind jedoch nicht mehr gleich. Durch Schwangerschaften und Mutterschutz werden die Aufstiege in höhere Positionen verzögert«, sagt Prof. Dr. Helga Zollner-Croll, Professorin für Biogene Faserstoffe an der Hochschule München im Fachbereich Verpackungstechnik und Verfahrenstechnik Papier. Deshalb seien immer noch mehr Männer in Führungspositionen, vor allem im oberen Management. »Ich glaube jedoch, dass sich das mittelfristig ändern wird, da wir einen hohen Bedarf an sehr gut ausgebildeten Ingenieurinnen und Ingenieuren für die Papierindustrie haben und deshalb alle motivierten Mitarbeiterinnen Führungsaufgaben übernehmen werden«, so Zollner-Croll weiter.
Die IGBCE und der Verband DIE PAPIERINDUSTRIE rufen als Sozialpartner der Papier- und Zellstoffindustrie daher auch in diesem Jahr wieder zur Teilnahme am Zukunftstag am 27. April 2023 auf. Der Zukunftstag bietet die Chance, junge Menschen in ihrer Berufsorientierung zu unterstützen, zu inspirieren und die Unternehmen der Papier- und Zellstoffindustrie als attraktive Ausbildungsbetriebe und potenzielle Arbeitgeber kennenzulernen. Gerade der Girls‘ Day ist hierbei eine wichtige Initiative, die dazu beiträgt, die Geschlechterverteilung in der Papier- und Zellstoffindustrie auszugleichen.
Spitzenfachkräfte von Morgen
In den Unternehmen ist das Interesse an qualifizierten Frauen groß. »Es ist Aufgabe der gesamten Branche, verstärkt junge Frauen für eine Karriere in der Industrie zu begeistern und ihnen die Vorteile einer Ausbildung zu den Spitzenfachkräften von morgen näherzubringen«, sagt Josef Krenn, Werksleiter bei Hamburger Containerboard am Standort Pitten. Das Unternehmen unterstützt gezielt Programme und Initiativen zur Förderung von Mitarbeiterinnen. Mehr Frauen für die Arbeit in der Fertigungsindustrie zu interessieren, hat sich auch DS Smith zum Ziel gesetzt. Durch die Aufnahme von Hochschulabsolventinnen in das Förderprogramm »One DS Smith Graduate Programme« konnte der Frauenanteil um 50 Prozent und die Teilnahme von Frauen am »Global Leadership Programm« von 9 auf 31 Prozent gesteigert werden.
Dass ein höherer Frauenanteil im Unternehmen Verbesserungen in den Bereichen Kreativität, Innovation und unternehmerischer Offenheit bringt, bestätigt auch eine Studie des International Labour Office. Unternehmen, die auf eine Geschlechterdurchmischung der Firmenleitung setzten, konnten ihre Gewinne um 10 bis 15 Prozent steigern. Diese positiven Effekte setzen ein, so die Studie, wenn 30 Prozent der Führungsrollen von Frauen besetzt werden.
Women4Paper
Ein wesentlicher Baustein, um erfolgreich zu sein, ist ein gutes Netzwerk. Ein erster Schritt dazu ist getan. Unter dem Motto »Women4Paper« hat sich 2019 eine Gruppe von Frauen in der Papier- und Zellstoffindustrie gegründet. »Wir haben Kontakte zu mehr als 200 Branchenvertreterinnen in den sozialen Medien. Da die Zahl der Frauen, die in der Papier- und Zellulosefaserindustrie arbeiten, immer noch deutlich hinter vielen anderen Branchen zurückbleibt, verbuchen wir dies als großen Erfolg«, sagt Petra Hanke, Geschäftsführerin des Zellcheming und eine der Initiatorinnen. Ziel ist es, ein attraktives, international ausgerichtetes Netzwerkangebot für weibliche Nachwuchs- und Führungskräfte in Produktion, Wissenschaft und Zulieferindustrie zu schaffen. Erste virtuelle Women4Paper-Web-Events haben bereits stattgefunden – mit viel positiver Resonanz. Die Papierindustrie bietet viele »green jobs«. Umweltthemen, Nachhaltigkeit und Recycling werden die Arbeitswelt der Zukunft prägen – mit vielen Karrieremöglichkeiten für Frauen. – tap